Letztes Jahr im Urlaub am Wetter gescheitert, jetzt sollte ein zweiter Anlauf versucht werden. Die Boundless sucht die Weite… Und der Wettergott, war gnädig. Der Windgott nicht ganz, aber der Reihe nach.
Ostern kann auch ich Urlaub nehmen. Also Gründonnerstag nach der Abend zum Boot und auf den Wetterbericht geschaut. Aha, bis Dienstag ca. guter Segelwind, danach wieder zu viel des Guten. Auf und nach Helgoland bezogen. Ich wollte doch einmal Hochsee ausprobieren. Also los geht’s. Freitag nach Makkum, dem Ort unmittelbar vor der Schleuse Kornwederzand zur Waddenzee. Wind kam natürlich von Nord, also genau aus der Richtung, in die ich wollte. Also motort. Doch was will mir das Schicksal damit sagen: Ganz einfach: Wird motort, wird Wasser heiß gemacht, also die Motorzeit zum Bootsputzen genommen. Wat mut dat mut. Mit einem sauberen Boot fährt sich doch mit viel mehr Freude. Zu ¾ außen bin ich fertig geworden, dann war mein Rücken fertig. Aber irgendwas ist immer.
Samstag morgens um 7.55 Uhr abgelegt zur Schleuse. Der Plan war, entweder durch nach Helgoland oder noch in Vlieland eine Nacht verbringen. Aber das Wetter war zu schön, sonnig, es passte einfach alles. Lebensmittel waren genug an Bord, meine Laune bestens, also los, durch geht’s.
Noch nie war ich so lange ohne Unterbrechung auf einem Segelboot. Viel Lebens- und Bewegungsraum ist ja nicht, aber was braucht man eigentlich mehr? Bis Mitte Waddenzee konnte gesegelt werden, dann war der Wind einfach zu wenig. Also motort bis hinter Vlieland. dann versucht zu segeln, zu kreuzen, aber der Wind passte nicht. Viel Bootsverkehr war nicht. Stunde um Stunde verging in Ruhe und Gedanken. Nur ein Seehund erbarmte sich meiner und schaute kurz hinter Vlieland aus dem Wasser. Der Wind kam völlig anders, als vorhergesagt, so dass mehr motort als gesegelt wurde, was gegen die Wellen auch kein Vergnügen ist. Da der Wind aber noch moderat war, hielt sich das Schaukeln in Grenzen. Stundenlang ging es an allen Inseln vorbei: Den westfriesischen und den Ostfriesischen. Hinter Borkum brach die Nacht herein, bis fast 21 Uhr war schon hell. Aber was soll ich sagen. Auch hier half das Schicksal und spendierte mir einen tollen Vollmond, der die Nacht nicht rabenschwarz anfühlen ließ. Ich kochte zum ersten Mal beim Segeln und aß gemütlich im Cockpit. Mittlerweile war es sehr kalt, aber außer warmer Kleidung und heißen Getränken kann man da nichts machen. Standheizung heißt Standheizung, weil sie nur im Stand geht. Das tat sie nach Einbau am Donnerstagabend erfreulicherweise auch, aber ein Versuch beim Segeln führte direkt zu einer Fehlermeldung… Na ja. Irgenwann wurde auch ich ein wenig müde, legte mich voll angezogen auf die Seite auf die lange Sitzbank im Salon, direkt auf meinen linken angewinkelten Unterarm und legte mein Handy mit Wecker auf 15 bis 20 Minuten gestellt in diesen, also direkt unter mein Ohr. Das funktionierte Prima, den Küchenwecker hörte ich dagegen nicht. Es war auch ein Abschnitt, ohne Umfahrungszwänge von Windparks oder sonstigen Hindernissen, nur ein Segler und ein Arbeitsboot begegneten mir, ansonsten musste ich nur aufpassen, dass ich nicht aus Versehen eine Tonne ramme. Auch das hat bestens funktioniert -ich habe keine Tonne gerammt. So stand ich also immer kurz auf, schaute draußen durch die Gegend, auf Plotter und Autopilot und legte mich wieder hin. Alles easy und so brach dann frühmorgens kurz vor sechs der nächste Tag an. Eine Stunde später drehte der Wind auf wie vorhergesagt und Motor konnte aus, Segel hoch. Eine echte Befreiung, so lärmfrei. Die reale Geschwindigkeit lag zwischen 0 und 2 kn mal mehr (bei Flut) mal weniger (bei Ebbe). Ich habe mit gut 5 kn Durchschnitt gerechnet. Das hat bei 5-12 kn Wind gepasst.
Den ganzen Tag auf dem Boot muss man hauptsächlich auf die Umwelt aufpassen, weil der Fahrstreifen zwischen Verkehrstrennungsgebiet und Untiefen vor den Inseln sehr klein ist. Aber dennoch ist diese Art der Konzentration nicht so ermüdend. So war ich auch nachts nicht wirklich hundemüde, sondern nur leicht. Das war -auch zu meinem Erstaunen- so wenig Problem, dass ich morgens gar keine Müdigkeit mehr verspürte. Da oberflächliche Kurzausruhen hat gereicht.
Kalt, aber sonnig, lässt sich das Wetter perfekt zusammen fassen. Und so kam, wie es kommen sollte: Heute, nach fast 31 einhalb Stunden bin ich unversehrt und best gelaunt auf Helgoland angekommen. Hier liegt man im Päckchen, weil es kaum Gastliegeplätze gibt, aber das kennt man aus Holland zur Genüge. Angekommen, Boot fertig gemacht, und ab auf den Inseltrip. Denn meine Nachbarn, an denen ich liege, wollen morgen um 6 Uhr raus. Dann werde auch ich den Heimweg antreten, denn ab Mitte der Woche ist wieder Starkwind angesagt.
Also zuerst Hafenmeister, dann Rundgang mit vielen Fotos. Nicht nur von den Basstölpeln. Gemütlich in der Sonne einen Fischteller gegönnt und jetzt lasse ich den Abend ausklingen. Denn morgen steht die Rückfahrt mit wieder einer Nachttour auf dem Programm.
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