Um Boundless auch während der Übergangszeiten oder gar ganzjährig nutzen zu können, ist eine Heizung zwingend notwendig. Jedenfalls in unseren Breitengraden. Da der Motor dieselbetrieben wird, bietet sich der Einbau einer Dieselheizung an.
Diese gibt es in der Variante einer Wasserheizung oder Luftheizung. Für die Wasserheizung werden Heizkörper benötigt, die Platz weg nehmen, und es müssen Rohrleitungen verlegt werden, was vom Platzbedarf wenig anspruchsvoll, von der Verlegung selbst mit den Verbindungen aber umso anspruchsvoller ist. Zudem wird doppelt Strom geschluckt: Für die Erhitzung einerseits, dann noch für die Umwälzpumpe andererseits, weil das Heizungswasser wie bei einer normalen Hausheizung ja ständig durch das Rohrsystem gepumpt werden muss.
Für eine Luftheizung spricht der leichterer Einbau, dagegen die großen Rohre, die verlegt werden müssen -90mm Durchmesser plus Isolierung.
Die Entscheidung für mich war leicht, weil ich mir nicht zutrauen, Wasserleitungen zu verlegen, und mir auch nicht eine Quelle für Undichtigkeiten einbauen wollte. Also auf, eine Luftheizung sollte es sein. Dabei kam mir zugute, dass im Internet die originalen Heizungsverlegeskizzen von Jeanneau vorhanden waren. So wusste ich, wie Jeanneau die serienmäßige Heizung verlegt. Während der Montage stellte sich allerdings heraus, dass Jeanneau an einigen Stellen "mogelt". Es werden in den Bug nicht durchgängig 90 mm Rohre verlegt, dafür reicht die Höhe an einigen Stelle nicht, wie ich festgestellt habe. Es wird zwischendurch auf 60mm reduziert und später wieder auf 90 mm erweitert. Das habe ich nicht gemacht, sondern mühevoll andere Verbindungen gesucht und ich bin in der Achterkabine an der Fußseite über das Bett in die Backskiste versprungen, nicht durchs Heck. Dadurch geht Fußraum nur theoretisch verloren, weil durch den von mir verbauten Lattenrost (ca. 6,5 cm) und die Matraze die Höhe kompensiert wird, die Liegelänge also identisch bleibt.
Und ich habe abweichend die Heizung nicht im achterlichen Heckbereich installiert, sondern an der Backbordseite in der großen Backskiste hinter dem Bad. Und die Leitung im Bad habe ich direkt in die Dusche gelegt, damit das Ölzeug bei schlechtem Wetter getrocknet werden kann. Das habe ich, weil das Bad nur klein ist, auch in nur 60 mm verlegt, zudem als einziges Stück unisoliert, um die Backskiste ein wenig mit zu erwärmen. Reicht das nicht aus, kann ich da jederzeit noch einen zusätzlichen Auslass machen.
Weil Webasto nur ein 3,5 kw Modell und ein 5 kw Modell anbietet, hat Jeanneau sich wohl für das 5 kw Modell entschieden. Ich wollte aus guter Autoerfahrung der Vergangenheit keine Webasto, sondern eine Eberspächter, wo eine 4 kw Heizung angeboten wird. Die sollte nach meinen Berechnungen reichen, so dass ich mir hier das Modell D4R gekauft habe, was die spezielle Version für Yachten ist. Dieselheizungen mögen es zudem angeblich nicht, wenn sie fast nur auf Teillast laufen -sie sollen dann leichter verrußen. Zudem ist die 4kw-Variante deutlich leichter als die 5 kw-Version und verbraucht weniger Strom und Sprit.
Da ich den Heizungseinbau erst exakt mit Saisonende fertig stellen konnte, habe ich sie erst eine Nacht laufen gehabt -super. Alles gleichmäßig war, genau so Wohlfühltemperatur, wie es sein soll.
Die Bedieneinheit habe ich im Bad links neben den Spiegel gesetzt. Das hat rein verlegetechnische Gründe weil das Kabel nicht bis zur Naviecke reichte. Da in der Bedieneinheit aber der Temperatursensor ist, das Bad der kleinste Raum und damit am schnellsten warm, werde ich noch einen externen Temperaturfühler kaufen, den ich dann im Salon platziere.
Die Auslässe für die Warmluft, einer in der Achterkabine unter dem Schrank, einer unter der steuerbordseitigen Sitzbank und einer steuerbordseitig unter dem Sitz in der Bugkabine, sind alle dreh- und verstell- bis verschließbar.
Die Heizung war das wichtigste große technische Projekt innen bisher.
Nachtrag: Leider hat sich die Eberspächer als Montagsheizung erwiesen. Ich habe sie zwei Jahre lang öfter beim Service gehabt, als das sie lief, was sie nur wenige Tage getan hat. Störungsmeldungen, die man nicht selbst wieder abschalten konnte, laufender Ausbauaufwand, wochenlange ergebnislose Fehlersuche -es half nichts. Nach gut 2 Jahren zog ich die Reißleine und bin auf Autotherm umgestiegen. Passte in die exakt selbe Montageplatte, nur ein neuer Tankgeber war erforderlich nebst Kabeln für Pumpe und Dieselleitung zum Tank. Die läuft jetzt durchgehend zuverlässig, auch sofort nach monatelangem Winterschlaf wieder auf Anhieb.
Ich segele auch in den Übergangsjahreszeiten. Da ist man froh, wenn man auch unterwegs Aufheizen kann -am Besten kostenlos. Durch Zufall bin ich dann bei der Firma Toplicht auf Wärmetauscher einer zu Eberspächer gehörenden Firma in Frankreich gestoßen. Toplicht bietet von dieser zwei Wärmetauscherheizungen an: Das sind Metallgeflechte in Kunststoffgehäuse, durch die Motorkühlwasser fließt. Mittels ein oder zwei Ventilatoren dahinter wird dann die durchfließende Wärme in den Einbauort geblasen. Kostenlose Wärme also, wenn man motort. Und das tut man z.B. in die Einfahrt von Häfen -und schon ist es warm, wenn man ankommt, noch bevor man die Dieselheizung anmacht.
Ich habe kurz überlegt, dann das Modell mit 2 Ventilatoren gekauft und dorthin gebaut: Wo es am Effektivsten heizt, am wenigsten Platz weg nimmt, null stört und minimalen Einbauaufwand erfordert: In die Stirnseite des Spülenunterbaus Richtung Badtür. Hier war es ein kurzer und sehr einfach zu verlegender Weg für die Heizungsleitungen, die bereits das Wasser im Warmwasserboiler heizen, der in der Steuerbordsitzbank platziert ist. Kürzerer Weg geht nicht. Dann noch zwei Stufenschalter um entweder nur einen oder beide Ventilatoren arbeiten zu lassen. Bei beiden kommt dann mit 5,5 kw schnell Hitze auf. Im Salon und auch im Bad! Super, wenn man ankommt, super, wenn man zwischendurch motoren muss. Und völlig kostenlos. Zumal der Wärmetauscher in der großen Version nur 180 € kostet. Plus ein wenig Schlauch und Installationsmaterial ist man nur knapp über 200 €.
DAS war zweifellos eine super Investition!
Ich hatte dann Bedenken, ob ich eine Abriegelung für den Sommer brauche. Das ist nicht der Fall. Ohne Ventilatoren tritt keine spürbare Hitze aus. Im Sommer läuft das Wasser einfach durch, ohne jeden Aufheizungseffekt.