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Langsam fällt die Tiefenanzeige. Bei 1,9 m wird mir deutlich unwohl. Klar, der Schwenkkiel ist oben, aber dann sind es immer noch 1,27 m Tiefgang. Wie ist das Echolot eingestellt? Ich habe es nie überprüft. Wassertiefe? Tiefe unter Boot? Und warum heißt das Dove-Tief nicht Dove-Un-Tief?

 

Norderney musste machen, hatte mir ein Bekannter noch oben vom Kai zugerufen, als ich in Helgoland an der Tanke wartete. Ich musste ja um 6 Uhr den Liegeplatz verlassen, weil mein Päckchenvormann raus wollte. Also bei 4-5 Bft Motor an, rausgestampft, um die Ecke und an die Tankstelle gelegt. Dort kam dann irgendwann der Bekannte vorbei auf einen kurzen Schnack. Und setzte mir den Abstecher nach Norderney ins Ohr. Da ich da noch nie war, warum nicht? Auf jeden Fall an die Tonnen halten, bis fast auf den Strand fahren -nett gesagt. Aber wo sind sie, die Tonnen? Trotz Fernglas weit und breit nichts zu sehen. Und natürlich war jetzt auch eineinhalb Stunden vor Niedrigwasser. Irgendwann sah ich dann eine Tonne, mehr Schatten als rot. Vorsichtig legte ich Kurs dorthin. Mit viel Mühen und mehr Ahnen ergaben sich auch die nächsten Tonnen. Die Sonne stand so ungünstig, dass die wirklich gut roten Tonnen schlichtweg extrem schwer auszumachen waren. Aber es klappte. So nah am Strand, dass ich bei den Hunden jedes Bein einzeln gut erkennen konnte. Zur Belohnung schaute ein Seehund kurz aus dem Wasser, war dann aber auch ebenso schnell wieder verschwunden. Kurz vor der Inselecke um die D12 frischte der Wind natürlich von 5 auf 13 kn auf. Macht nichts, wird eh motort. Dann ging es in die nicht wirklich gekennzeichnete Zufahrt zum Sportboothafen. Keine Tonnen -ein feines Ratespiel links ums Eck. Ab da wurde es richtig spannend. Die Tiefenwarnung musste ich wegen Daueralarm ausstellen. Rechts standen die Pfähle im Trockenen, ich hielt mich links an der Kaimauer. Extrem angespannt. Als die Tiefenanzeige auf 1,1 m fiel, ich aber nicht trocken sass, wusste ich: Es wird unter dem Kiel gemessen. Damit war das geklärt.

Der Hafen mochte mich nicht wirklich. Es war fast alles frei, umso erstaunlicher, dass gut eineinhalb oder zwei Stunden ein schriller Alarmton von einem anderen Boot tönte, der weder zur Ruhe passte, noch eine Angekommenstimmung zuließ. Die Schwimmstegboxen sind neuwertig, kein Problem. Es war 20.15 Uhr, natürlich kein Hafenmeister mehr da, tagsüber hatte ich den telefonisch leider nicht erreicht. Die Sanitäranlagen für mich unerreichbar, da irgendein Chipartensystem. Es war kalt und meine Heizung ging bekanntlich nicht. Also kurz Wetter kontrolliert, beschlossen morgen früh zu fahren und kurz darauf ab in die kalte Koje. Ich hasse Kälte…

 

Aber das war eigentlich schon viel zu weit. Denn ein toller Segeltag lag hinter mir. An der Tankstelle bekam ich zunächst die Liebe des gnädigen Schicksals gezeigt, nachdem ich vorschriftsgemäß langsam getankt hatte. 130 l fasst der Tank. In der Waddenzee hatte ich kontrolliert, laut Tankanzeige zwischen ¼ und ½ Tankfüllung. Bei 80 l stoppte ich, um zu kontrollieren, ob der Tank undicht ist und mein Boot sich füllt. Bei 100 l noch einmal. Ich habe dann 120 l vorsichtig getankt und immer noch kein ansteigendes Gluckern im Schlauch gehört. Der Tank war also praktisch leer! Nicht auszudenken, wenn er gestern bei der Anfahrt auf Helgoland oder heute beim Fahren um die Kaimauer zur Tankstelle so leer gewesen wäre, dass der Motor ausgefallen wäre. DAS ist ein gnädiges Schicksal gewesen…

 

Das Schlimmste beim Tanken für mich ist die hohe Kaileiter. Ich hasse Leitern, aber was solls, da muss Mann durch.

 

Die Tankstelle öffnete um 10 Uhr, gegen 10.20 Uhr war ich weg. Ich liebe Segel setzen bei guten 5 Bft. Aber nachdem das geschafft war, gab es eine gute Stunde lang einen tollen Ritt bei bester Sonne, richtiger Windrichtung und erstem Reff. 6,5 bis 7,3 kn zeigte die Logge -passt. An der Reede vor der Fahrwassertonne am Ende des TSS durfte ich dann mehrfach Frachter berechnen und ausweichen üben -auch ein spannender Job. Aber genau das ist die Erfahrung, die mir der Törn bringen sollte. Ein Anfunkversuch an einen Frachter blieb unbeantwortet -gibt Schlimmeres. An weltbekannten Booten vorbei, die Evergreen lag auch dort. Danach der Schwenk auf parallel zu Land und VSS, damit Wind von fast hinten. Lange Hasschläge brachten ausreichend Geschwindigkeit, um bei strahlender Sonne bis zum Dove-Tief zu segeln. Bis Norderney begegnete mir bis auf einen Fischer meinen kein anderes Boot und erst vor Norderney fuhren etliche Fischer den Strand parallel in beide Richtungen ab.

 

 

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