Dieses Jahr ist es wie verhext. Auch dieses lange Wochenende war sturmgeprägt. Heute so stark, dass ich gestern schon zurück gekommen bin. Und das ist die Gute Seite daran: Zurück kommen kann man nur, wenn man weg gesegelt ist. Für den Nordostwind war Samstag ideales Ziel: Medemblijk. Also morgens frisch auf, endlich wieder segeln. Irgendwo im oberen Bereich von 4 bis 5 Bft, mit kräftigen Böen. Aber ist man erst einmal aus dem Hafen, spielt das keine große Rolle mehr. Erstes Reff eingelegt und los geht der Ritt. Unter 5 kn ist langsam, 6 + kn normal, hin und wieder reichts für über 7. Trocken, aber kaum Sonne. Dafür endlich ungestüm durchs Wasser stürmen. Mittlerweile sitzt jeder Handgriff, alles ist eingespielt. Die Querstange am Heck ist genau die Hilfe gewesen, die ich vermisst habe. Sicherer Halt um von Lee nach Luv zu kommen. Und seit dem Wochenende mit einer Neuerung: Ich habe eine kleinen Fallentasche gefunden, die dort befestigt werden kann und Idealgröße für mein Fernglas hat. So ist es von jeder Ruderplatz aus perfekt zu greifen. Und auch auf dem Ijsselmeer gibt es Gefahrtonnen, deren Topzeichen mit Fernglas rechtzeitig zu sehen ist. Oder andere Tonnen, die man sucht.
Der Nachteil des Bootes ist sein Vorteil: Der Speed lässt das Ijsselmeer schrumpfen. Haben wir früher 6 oder 7 Stunden bis Medemblijk gebraucht, sind es jetzt unter 4. Die Schleuse fällt weg und Länge läuft.
Bei Ankunft in Medemblijk waren es dann gute 5+ Bft und ich froh, dass der Hafen so windgeschützt ist. Während draußen der Wind sich austobte lag ich drinnen direkt vorne am Restaurant völlig windstill. Die Sonne schien jetzt länger und es war ein toller Sommertag -solange man nicht 100 m weiter Richtung Ijsselmeer ging. Der Hafenmeister hat meine Einhandflagge sofort erkannt und mich gefragt, ob ich am Längssteiger vorne liegen wollte statt in der Box. Klar will ich. Einfacher und besser geht nicht. Und wenn man schon den Nachmittag komplett Zeit hat, nutzt man den auch für die sinnvollen Dinge im Leben: Meine Funkfernbedienung für die Ankerwinsch war gekommen. Also vorsichtig in der Bugkabine die Verkleidung entfernt und mit Begeisterung eine toll saubere Installation der Ankerwinsch vorgefunden. Sogar mit offenen Anschlüssen für weitere Steuerungen. Ideal um die Funkfernbedienung dort anzuschließen ohne Kabeltrennstellen erstellen zu müssen. Und weil es das Schicksal gut mit mir meinte hat meine Winsch sogar schon ein Kettenzählwerksensor eingebaut. Denn die Funkfernbedienung von Lofrans hatte ich extra ausgewählt, weil diese ein eingebautes Display mit eben einem Kettenzählwerk hat. Jetzt kann ich auch solo ankern, weil ich die Ankerwinsch vom Steuerstand aus bedienen kann. Das werde ich demnächst an einem windstillen Wochenende einmal ausprobieren.
Am nächsten Tag waren 5-6 Bft aus O/NO angesagt, also genau der Richtung, wohin ich wollte. Mit Regenankündigung ab ca. 16 Uhr. Aber da für heute 6-7 Bft angesagt waren mit Regen blieb keine andere Wahl: Ich musste gestern zurück. Also kreuzen. Der Wind legte erst los, als wollte er mir zeigen, was er kann, aber ich war im zweiten Reff gestartet. Alles easy. Dann nahm er ab und ich reffte aus. Erst ins erste Reff, dann das volle Groß. Es war genau die Grenze zwischen Vollsegel und 1. Reff. Aber da ich sehr hart am Wind kreuzte ließ ich alles stehen. Erfahrung halt. Und so kämpfte ich mich Lemmer entgegen. Nach fünf Stunden hatte ich erst die Hälfte der Strecke geschafft. Zwischendurch eine kleine Regatta mit einer Bavaria 34, allerdings unfair, weil diese Rollgroß hatte. Da war meine Jeanneau schnell vorbei. Trotzdem eine nette Abwechslung.
Damit ich nicht in vollem Regen ankommen, wurde die letzte Stunde motort. Und kaum angelegt fing es tatsächlich kurz darauf an zu regnen.
So endete das lange Wochenende in einem kurzen Segelspass, aber immerhin: Gesegelt!
Heute dann noch den Temperatursesor für die Lichtmaschine eingebaut, damit ich sehen kann, ob das Laden der LiFePO4-Batterie die Lichtmaschine zu heiß werden lässt -ein typisches Problem. Der Sensor passt ins VictronEnergy System und wird über das zentrale Display des Cerbo GX angezeigt. Nächste Woche kommen noch zwei Temperatursensoren für drinnen und draußen dazu, diese dann per Bluetooth angebunden. Langsam wird es rund, das System. Im Juli soll es dann noch einmal eine Woche auf die Nordsee gehen. Wenn sich ein Wetterfenster findet. Wir werden sehen.
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