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Endlich: Die Nordsee!

Auf diesen Tag hatte ich lange gewartet. Ja, ich hatte großen Respekt. Und es fiel nicht leicht, es zu wagen. Aber heute musste es passieren: Mein erstes Schnuppern an der Nordsee! Es waren 0-2 Bft angesagt, wie immer aus N/NW. Aber Hauptsache raus.

Leider ging auch dieser Tag wieder mit viel Aufregung und Pech los. Gerade ließ ich mich ein wenig von den ersten Nordseewellen hinter Vlielands Ecke aufschaukeln, fällt mein Blick nach oben. Was sehe ich da? Die Funkantenne wackelt in einem riesigen Kreisbogen und ca. 160 Grad seitlicher Krängung. Was, wenn sie herunterfällt? Wie sich schützen? Und wie dann funken, falls ein Notfall eintritt. Nein, ich habe das Boot ja noch nicht so lange und KEINE Notantenne an Bord! Dazu hatte die Tankanzeige heute morgen auf ca. 1/4 bis die Hälfte angezeigt, aber ich weiß, dass der Tank nicht gleichmäßig gebaut ist. Wie viel Tankinhalt ist noch da? Reicht es bis Texel? Im Hafen Vlieland habe ich keinen Tankstelle gesehen.

Und weil das alles an Aufregung nicht reicht: Da nur ca. 0-3 kn Wind wollte ich probieren, ob der Code0 ein wenig mit helfen kann beim Vortrieb. Erst das Wochenende vor dem Urlaub hatte ich ihn noch ausprobiert. Also raus damit. In dem Geschaukel der langen Wellen der Nordsee gar nicht so einfach, ihn anzuschlagen, die Schoten dran zu machen, die Endlosleine richtig nach hinten zu legen. Endich geschafft. Also raus damit. Ich ziehe die Endlosleine, der Code0 rollte 1/3 aus, dann verhakt sich die Endlosleine und droht aus der Rolle zu rutschen. Die Leine hat sich  zudem mit der Trommel um diese und die Halsleine gedreht. Chaos total. Das Segel schlägt wild durch die Bewegungen der Wellen. Ich reiße das Vorderluk der Bugkabine auf und unter dem heftigen Schaukeln der Nordseewellen schaffe ich es den teilabgerollten Code0 dort hineinzustopfen. Der Schweiß steht mir auf der Stirne. Genau so kann man leicht über Bord gehen!

Ich brauche einige Zeit, um Ruhe zu finden. Erst nach gut 3 Stunden kann ich langsam das Angespanntsein ablegen und ein wenig die vorbeiziehenden Strände von Vlieland, dann von Texel genießen. Jede Menge Fischkutter kommen mir entgegen, teils 3 parallel. Ich entdecke, dass nicht nur Möwen ihnen folgen, sondern auch der eine oder andere Seehund. Heute habe ich das Glück, derer mehrere zu sehen. Und als besonderes Highlight: Als ich mich einmal umdrehe, um nach hinten zu kontrollieren steigt ein größerer und ein kleiner Rücken mit Flosse in einer Halbkreisbewegung aus dem Wasser und in dieses zurück. Offensichtlich ein Schweinswal mit Nachwuchs. Toll. Nur ein Sekundenbruchteil, aber sofort eingeprägt.

Meine Berechnung war mit dem Ebbstrom aus Vlieland raus zu kommen und kurz vor Hochwasser also mit noch einlaufendem Wasser in Texel an. Dazwischen war Gegenstrom, aber der lässt sich auf so einer Strecke nie ganz vermeiden. Erst fließe ich mit fast 7 kn um Vlielands Nordecke herum, später werde ich auf 3,5 kn gebremst. Nur um eine Stunde später wieder auf 5 kn hochzusbeschleunigen und in über 7 kn an der Ecke um Texel den Höhepunkt zu erreichen. Auf die Minute genau mit Hochwasser komme ich in Texel an. Und wie das Schicksal es will, liegt dort genau vor dem Hafengebäude eine Wassertankstelle mit Fäkalientankabsaugung. Ich tanke 30 l, sauge meinen Fäkalientank leer und gleite in die erste freie Box. Ein versöhnlicher Ausgleich für die anfänglichen Misslichkeiten. Morgen ist dann erst einmal Hafentag.

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Kommentare: 1
  • #1

    Rena (Donnerstag, 02 September 2021 22:17)

    Immer Ärger mit den Segeln - aber die Antenne… neenee, was es alles gibt!